Die chinesischen Schüler, die in diesem Schuljahr neu nach Deutschland gekommen sind und die 10. Klassen der Internatsschulen besuchen, sollen mindestens einmal im Monat von ihren Erlebnissen schreiben. Im Folgenden eine E-Mail von Thomas, der zurzeit das Gymnasium Hohenschwangau besucht.
Liebe Kathi,
ich habe Ihnen lange nichts geschrieben und habe deswegen jetzt ganz viel zu erzählen. Ich habe wirklich ein paar schöne Monate in Deutschland verbracht. Inzwischen gab es zwar auch die Momente, die mir nicht so gut gefallen haben, trotzdem sind die meisten Erinnerungen angenehm.
Erstens möchte ich Ihnen über die Schule berichten. Ich habe die Aufnahmeprüfung bestanden, und im ersten Halbjahr in Mathe, Physik, Wirtschaft und Informatik eine 1 gekriegt, in Deutsch eine 3, was für Nicht–Muttersprachler eine große Leistung ist, finde ich. In der Schulaufgabe aus dem Deutschen habe ich eine 4. (Das ist sogar besser als die Noten von manchen Deutschen.) Am 5. 2. haben ich und John auch ein Referat über Frühlingsfest gehalten. Wir haben meinen Klassenkameraden sogar ein paar chinesische Sätze beigebracht, wie z. B. „Hallo“ und „Schönes Frühlingsfest“. Die Endergebnisse vom Landeswettbewerb Mathematik Bayern sind auch rausgekommen. In der ersten Runde habe ich einen 1. Preis gewonnen und dabei eine Urkunde und einen Buchpreis erhalten. Ich habe auch weiter an der zweiten Runde teilgenommen und 10 Punkte von 12 Punkten bekommen. Bei dem Bundeswettbewerb Mathematik habe ich auch mitgemacht. Das Ergebnis wissen wir noch nicht. Eine weitere Sache, die ich Ihnen unbedingt vorstellen muss, ist der italienische Austausch. Diesmal sind die Italiener zu uns gekommen. Wir haben Städte wie Kempten und München besichtigt und sind zur Therme und Bar gegangen. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt und viel Spaß gehabt.
Abgesehen von den Veranstaltungen von der Schule gibt‘s auch andere Sachen zu erwähnen. Ich bin schon bei der Schüleruni Physik in RWTH Aachen angemeldet. Die Zeit der Schüleruni ist aber leider für die Schüler in Bayern nicht so günstig, da die Woche der Schüleruni die vorletzte Woche vor den Ferien ist. Das heißt, wenn ich an den Schüleruni teilnehmen möchte, muss ich eine Woche Unterricht verpassen. Hoffentlich ist dann keine schwierige Arbeit im Unterricht. Es wird gesagt, dass in der vorletzten Schulwoche fast nur noch Filme geschaut werden sollen.
Der Tanzkurs ist auch zum Ende gekommen. Am Ende März wurde ein Abschlussball veranstaltet. Alle Eltern und Geschwistern von den Schülern und Schülerinnen wurden eingeladen. Ich hatte eigentlich nicht vor, daran teilzunehmen, weil meine Tanzpartnerin im Abschlussball mit ihrem Bekannten tanzt. Aber jemand hat mir gesagt, dass eine Mitschülerin noch einen Tanzpartner sucht, dann habe ich sie zum Abschlussball eingeladen. An dem Tag sind alle wirklich hübsch angezogen. Mädels im Kleid, Jungs im Anzug. Ich habe meiner Tanzpartnerin Biedermeierstrauß gekauft, sie mir Ansteckblume und Schokolade als Geschenk. Ich habe getanzt, Saft getrunken (keinen Alkohol), geredet, mich gefreut und viel gelernt.
Außerdem waren die Ferien am Mittelmeer wunderschön. Es gab viele Restaurants mit freiem Buffet. Die Sonne schien an den meisten Tagen, also wir konnten den Sonnenschein gemütlich genießen. Wir haben zusammen Rom, Pisa, Corse, Barcelona besucht. In Rom reichte die Zeit leider nicht, um alle Sehenswürdigkeiten zu schauen, trotzdem hat diese alte berühmte Stadt mich auch voll beeindruckt. Bei dem schiefen Turm in Pisa haben wir viele lustige Fotos gemacht. Die Küsten in Corse sind ganz bezaubernd. Die Sagrada Família in Barcelona sieht toll aus und die Paella hat mir auch geschmeckt.
So viel zu meinem Leben in den vergangenen Monaten. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Osterfest.
Viele Grüße,
Thomas