Erfahrungen mit der weiteren sprachlichen Betreuung

Die von uns vermittelten Schülerinnen und Schüler bringen aus den Deutschklassen in China oder einem mehrmonatigen Sprachkurs an deutschen Sprachschulen das sprachliche Grundwissen einer bestandenen B 2 Sprachprüfung mit. Aber, und das wird immer wieder in den Internatsschulen festgestellt, reichen die Ergebnisse eines reinen Sprachunterrichts nicht aus, um den Anforderungen und Inhalten des jeweiligen Fachunterrichtes folgen zu können. Immer noch müssen nicht nur Sprachhemmungen, die Scheu, Fragen zu stellen und sich am Unterricht mündlich zu beteiligen, überwunden werden.

Über die Notwendigkeit einer weiteren Betreuung, wie sie in der Heimschule Kloster Wald, einer staatlich anerkannte katholische freie Mädchenschule in der Trägerschaft der Erzdiözese Freiburg, gesehen und praktiziert wird, hat Frau Judith Hermann, Lehrerin für Französisch und Deutsch in Wald, u.a. geschrieben:

„Seit einiger Zeit besteht auch bei Schülerinnen aus China verstärkt Interesse, die Heimschule zu besuchen. Ihnen geht es nicht um einen mehrwöchigen Sprachaufenthalt. Vielmehr wollen sie hier dauerhaft Fuß fassen, um am Ende der Gymnasialzeit das deutsche Abitur abzulegen – die notwendige Voraussetzung für ein Studium an deutschen Universitäten. Die Leistung, die die jungen Chinesinnen erbringen, kann nicht genug bewundert werden: Sie kommen aus einem völlig anderen Kulturraum, aus einer völlig anderen Gesellschaft, und zu ihren sprachlichen Problemen gesellen sich unzählige Verständnisschwierigkeiten. Das mittelalterliche Menschenbild in Europa, die Kreuzzüge, die Gewaltenteilung, die Einrichtung der Europäischen Union, das Wirken Jesu, das Pharisäertum, die Klimaveränderungen sind offensichtlich spezifisch europäische Unterrichtsinhalte, in die sich die Asiatinnen mühsam hineinarbeiten müssen. Eine besondere Herausforderung sind Deutsch-Lektüren wie Kleists „Michael Kohlhaas“ und Kafkas Roman „Der Proceß“. Dass immer wieder chinesische Schülerinnen nach ungefähr drei Jahren Schulbesuch in Wald das Abitur ablegen können, beweist ihren Fleiß und ihre Disziplin.“

Und weiter führt Frau Hermann in ihrem Beitrag aus:

„Reiner Sprachunterricht ist jedoch nicht ausreichend. Operatoren müssen erklärt werden. Der Umgang mit Sachtexten und die Interpretation literarischer Texte müssen geübt werden. Eigene Texte und Aufsätze müssen verfasst werden. Wer sich in das deutsche Unterrichts-system eingliedern will, muss lernen, aus kompliziert formulierten Materialien die wesentlichen Informationen zu entnehmen und sich das nötige Fachwissen anzueignen. Hierfür brauchen die ausländischen Schülerinnen gezielte Unterstützung. Je nach deren Klassenzugehörigkeit sind Lerninhalte unterschiedlich. Die individuelle Betreuung ist daher zeitintensiv.“